Eine überwältigende Fantasy-Geschichte des Spaniers Juan Antonio Bayona, der auf die Romanvorlage und dem Drehbuch von Patrick Ness zurückgreift. Ein Glücksgriff , düster und sehr bewegend. Der 13jährige Conor O’Malley, ein stiller, kreativer Außenseiter wird bald seine krebskranke Mutter verlieren. Da wird eines Tages eine uralte Eibe lebendig und hilft ihm. Coming-of-Age-Film – ungewöhnlich und unter die Haut gehend
OT: A Monster Calls
Großbritannien/Spanien/USA/Kanada 2016
Regie: Juan Antonio Bayona
Buch: Patrick Ness
Darsteller: Lewis MacDougall, Felicity Jones, Sigourney Weaver, Toby Kebell, Ben Moor, James Melville, Oliver Steer
Länge: 108 Minuten
Verleih: Studiocanal
Kinostart: 4. Mai 2017
Die nordenglische Landschaft wirkt ruhig und beschaulich, aber ist im Untergrund dagegen alles andere als das. In diesen Gegensatz zwischen Idylle und Urgewalt rutscht der kleine Conor O’Malley (Lewis MacDougall). Er weiß es nur noch nicht. Der 13jährige Schüler ist ein stiller, kreativer Junge, der unter Mobbing seiner Mitschüler leidet, dessen Vater in Kalifornien lebt, und der bald seine Mutter (Felicity Jones), bei der er noch wohnt, verlieren wird. Sie ist unheilbar an Krebs erkrankt. Conor muss zu seiner strengen Großmutter (Sigourney Weaver) ziehen, nachdem seine Mutter im Krankenhaus liegt.
Plötzlich wird Conors Leben durch ein einschneidendes Erlebnis durcheinander gewirbelt.
Eine uralte Eibe wird lebendig. Jetzt bewegt sich die Geschichte in ein Fantasy-Märchen, das kann gutgehen, oder auch nicht. Hier können wir uns auf ein aufregendes, packendes und unter die Haut gehendes Erlebnis einlassen. Es lohnt sich. Besonders auf einer großen Leinwand.
Alles berstet, kracht und brennt, wenn das Baum-Monster auf Conors Fenster zukommt. Die Originalstimme stammt übrigens von Liam Neeson. Conor fragt ihn, was er eigentlich von ihm wolle. Anders herum, antwortet die Eibe. Der Junge will etwas von ihm. Nämlich drei Geschichten, jeden Tag eine, Geschichten vom Leben und wie man damit zurecht kommt. Die vierte Geschichte muss Conor erzählen – und zwar die Wahrheit.
Lehrreiche Parabeln sind das – Coming-of-Age auf gänzlich andere Art. Conor auf einer großen emotionalen Achterbahn, ständig mit seinen Ängsten und seiner Verzweiflung konfrontiert – aber dem eigenen Selbst immer näher kommend. Die alte Eibe – längst ein vertrauter Freund – gibt ihm den nötigen Halt, um seinen inneren Frieden zu erreichen: Endlich loszulassen oder die Versöhnung mit dem unausweichlichen Tod anzunehmen.
Herzzerreißend und fesselnd wird dies erzählt. Sehenswert.
Heinz-Jürgen Rippert